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Donnerstag, 27. September, 10:15 - 11:15 Uhr
Homöopathie und Wissenschaft
Josef M. Schmidt
Für den späten Hahnemann war Homöopathie die einzig mögliche und wahre Arzneiheilkunde mit (erhoffter) "mathematischer" Heilungsgewißheit (Organon, §§53,109,145/1), das heißt wissenschaftliche Medizin schlechthin.
Nach 200 Jahren Wissenschaftsgeschichte mit immer öfter verkündeten "Paradigmenwechseln“ stellt sich die Frage: Sind die metaphysischen Voraussetzungen, auf denen jede Wissenschaft beruht, im Falle von Hahnemanns Lehre heute noch (oder wieder) konsensfähig? Lassen sich zu seiner Zeit noch unhinterfragte Prinzipien wie Rationalismus, Empirismus, starkes Kausalitätsprinzip, Naturteleologie und Fortschrittsglaube im 21. Jahrhundert ohne weiteres aufrecht erhalten - angesichts moderner naturwissenschaftlicher Standards wie Reproduzierbarkeit und Quantifizierbarkeit oder postmoderner Herausforderungen wie Wissenschafts-Pluralismus, Konstruktivismus und Chaostheorie?
Anhand eines neueren naturphilosophischen Ansatzes wird versucht, den Stellenwert der Homöopathie innerhalb des Spannungsfeldes zwischen (Natur-) Wissenschaft und (Natur-) Philosophie sowie zwischen Theorie und Praxis so zu bestimmen, dass es sowohl einer zeitgemäßen kritisch-realistischen Selbstverständigung innerhalb der Homöopathie, als auch einer sinnvollen Argumentation gegenüber der Schulmedizin zuträglich sein könnte.
PD Dr. med. Dr. phil. Josef M. Schmidt ist Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie und Privatdozent für Medizingeschichte an der Universität München. Er ist bekannt durch seine Organon-Bearbeitungen (Textkritische Ausgabe, Standardausgabe, Neuausgabe mit Systematik und Glossar), sein Grundlagenwerk zu Hahnemanns philosophischen Vorstellungen, den Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild und viele andere Werke. 1991 bis 1992 Research Associate an der University of California, San Francisco, seit 1992 Lehrbeauftragter für Homöopathiegeschichte an der Universität München, 1993 Professor-Alfons-Stiegele-Forschungspreis für Homöopathie, 1995 bis 2001 Studienkoordinator einer großen Homöopathiestudie am Krankenhaus für Naturheilweisen in München. Derzeit lehrt und forscht er am Institut für Geschichte der Medizin der Universität München.
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